Schwarzwald-Baar Klinikum: Videosprechstunden direkt aus dem KIS
05. Juni 2025 | 5 min.
05. Juni 2025 | 5 min.
Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel leitet das Kontinenzzentrum Südwest am Schwarzwald-Baar Klinikum. Dabei wird sie von ihrer Chefarztsekretärin Tanja Abt unterstützt – und von CARY Medical, der integrierten Lösung für Videosprechstunden. Ende 2024 hat avodaq die Anwendung, die auf Cisco Webex basiert und an das bestehende Krankenhausinformationssystem (KIS) angeschlossen ist, eingeführt. Seitdem werden im Kontinenzzentrum erfolgreich Videosprechstunden durchgeführt. Im Gespräch erläutern die Interviewpartnerinnen, wie sie und ihre Patientinnen und Patienten von der nahtlosen Nutzung profitieren.
Frau Prof. Dr. Schultz-Lampel, Sie haben seit letztem Jahr die Videosprechstunde in Ihrer Abteilung im Einsatz – gab es dafür einen konkreten Anlass?
Schultz-Lampel: Das Kontinenzzentrum ist die Pilotklinik am Schwarzwald-Baar Klinikum für Videosprechstunden. Wir sind eine Spezialabteilung mit hochkomplexen Störungen der Blasenfunktion, für Harninkontinenz, Schmerzen und chronische Infekte. Zwei Drittel unserer Patientinnen und Patienten kommen aus dem überregionalen Umfeld, die meisten haben Vorbehandlungen hinter sich. Wir wollen die Menschen sehen und mit ihnen sprechen, ohne dass sie für jeden Termin lange Fahrzeiten auf sich nehmen müssen.
Was besprechen Sie konkret in den Videosprechstunden?
Schultz-Lampel: In erster Linie geht es um die Planung und Vorbereitung des eigentlichen Behandlungstermins bei uns im Haus. Unsere Patientinnen und Patienten müssen Vorbefunde schicken und Fragebögen beantworten, aber auch Medikations-, Schmerz- oder Trinkprotokolle ausfüllen. Mit den Informationen können wir einen ersten Termin per Videosprechstunde absolvieren, in dem wir die Unterlagen teilen und gemeinsam besprechen – das ist ganz anders, als wenn ich nur die Papiere sichte und dann entscheide.
„Die Videosprechstunde ist eine Win-Win-Situation sowohl für unsere Patientinnen und Patienten als auch für uns.“
Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Fachärztin für Urologie
Wofür nutzen Sie die Informationen aus dem Video-Meeting?
Schultz-Lampel: Wir können gezielt planen, was die Patientinnen und Patienten für Behandlungen benötigen. Die Klinik wiederum weiß dadurch, was sie im Vorfeld in die Wege leiten muss. Schließlich werden die Krankheiten nicht nur in unserem Kompetenzzentrum behandelt, sondern wir dienen auch als „Verteiler“ im Schwarzwald-Baar Klinikum. Das umfasst etwa Operationen in unserer Hauptabteilung Urologie, in der Gynäkologie oder in der Chirurgie. Die Patientinnen und Patienten erhalten einen durchgeplanten Aufenthalt und wissen, welche Behandlungen auf sie zukommen.
Inwiefern unterscheidet sich die Videosprechstunde vom Telefongespräch?
Schultz-Lampel: Patientinnen und Patienten können ihre Beschwerden einem Menschen mitteilen, den sie über Video von Angesicht zu Angesicht sehen. Hierfür reichen E-Mail und Telefon allein nicht aus – schon das ist ein großer Zugewinn. Zudem kann sich besser Vertrauen in den Arzt und die Ärztin bilden. Aber auch für mich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob ich jemanden beobachten kann, gerade im Hinblick auf eine komplexe OP. Wie gibt sich bspw. die Gesprächsperson, wie reagiert sie, wie wirkt sie vom optischen Gesamteindruck? Natürlich immer mit Abstrichen zum persönlichen Gespräch, aber es ist ein großer Vorteil zum Telefonat: Ich kann Patientinnen und Patienten viel besser einschätzen.
„Weil CARY Medical TÜV-zertifiziert ist, können wir rechtskonform und interdisziplinär Patientendaten austauschen. Das gilt auch für Videokonferenzen innerhalb der Klinik – die Lösung ist ein geschützter und sicherer Ort.“
Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Fachärztin für Urologie
Frau Abt, als Chefarztsekretärin müssen Sie jetzt auch Videokonferenzen steuern. Wie hat sich Ihre Arbeit verändert?
Abt: Wir verwenden Cisco Webex bereits seit Jahren, auch daher bin ich in meinem Job in punkto Digitalisierung recht weit fortgeschritten. Die Daten der Patientinnen und Patienten nehme ich in unser KIS ORBIS auf und scanne Vorbefunde ein, damit Frau Prof. Dr. Schultz-Lampel in der Videosprechstunde darauf zugreifen kann. Den Videotermin kann ich per Knopfdruck im KIS hinzufügen, ohne dass ich mich wie früher extra in Webex anmelden und dort alle Daten manuell eingeben muss, was recht aufwendig war. Durch die Anbindung von CARY Medical über die HL7-Schnittstelle* an unser KIS klappt die Terminvergabe nun mit ein paar Mausklicks. Für mich ist es eine große Erleichterung, weil es einfach viel schneller geht und weniger fehleranfällig ist.
*Über die HL7-Schnittstelle stellt das KIS Orbis Termindaten für CARY Medical zur Verfügung. Der HL7-Standard definiert eine einheitliche Sprache und Struktur, um Informationen systemübergreifend auszutauschen. Aus Management- und IT-Sicht ist die Möglichkeit zur Unterstützung von Standards wie HL7 die Grundvoraussetzung für den flächendeckenden Einsatz einer Lösung innerhalb der Krankenhaus-IT.
Wie reagieren die Menschen auf das Angebot der Videosprechstunde?
Abt: Die meisten sind absolut offen dafür und sie wertschätzen, dass wir die Videosprechstunde anbieten. Gerade Eltern sind begeistert, dass sie sich nicht den Nachmittag freinehmen müssen, um zu uns zu fahren. Zudem schicken wir den Gesprächspersonen eine Anleitung zu, welche App sie installieren und was sie im Vorfeld beachten müssen. Damit funktioniert es sehr gut.
Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Schultz-Lampel: Die Videosprechstunde ist eine Win-Win-Situation sowohl für unsere Patientinnen und Patienten als auch für uns. Es ergibt keinen Sinn, jemanden 600 Kilometer für die einfache Planung einer Behandlung hin- und zurückfahren zu lassen oder für ein kurzes Kontrollgespräch nach der Behandlung. Das kann auch mit der Videosprechstunde abgehalten werden – als eine Art hybride Behandlung, mal über Video, mal in Präsenz. Auch für uns ist es ein großer Vorteil, weil wir die Videotermine außerhalb der normalen Sprechzeiten durchführen können. Unter dem Strich bedeutet es nicht weniger Arbeit, aber es ist insgesamt eine Effizienzsteigerung und Erleichterung für die Planung und Behandlung. Wenn wir in der ersten Videosprechstunde sehen, wie eine Patientin oder ein Patient in den Zeitplan passt und wie lange die Behandlung dauert, können wir unsere Warteliste besser abarbeiten.
Was planen Sie für die Zukunft?
Schultz-Lampel: Ich freue mich, das Angebot der Videosprechstunde ausbauen zu können. Schließlich ist es ein sehr gutes Instrument sowie ein Mehrwehrt-Service für Patientinnen, Patienten und MedizinerInnen. Es interessiert sich bereits eine weitere Abteilung in der Klinik dafür. Aber wir nutzen die Anwendung auch im größeren Stil für eine jährliche Veranstaltung. Früher haben wir uns dazu im Klinikum getroffen, jetzt läuft es mit rund 100 Teilnehmenden über Webex, das funktioniert problemlos. Und weil CARY Medical TÜV-zertifiziert ist, können wir rechtskonform und interdisziplinär Patientendaten austauschen. Das gilt auch für Videokonferenzen innerhalb der Klinik – die Lösung ist ein geschützter und sicherer Ort.
Prof. Schultz-Lampel, Frau Abt wir danken Ihnen für das Interview und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und die gemeinsame Ausweitung des Einsatzes von CARY Medical!
Das Schwarzwald-Baar Klinikum ist das größte Krankenhaus der Zentralversorgung zwischen Freiburg und Tübingen. Sein Leistungsspektrum umfasst 25 spezialisierte Fachabteilungen und zwei Belegabteilungen.