KI, GenAI, OpenAI, LLM – Wer nicht mitmacht, wird abgehängt.
20. Mai 2025 | 5 min.
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Der Hype um die Künstliche Intelligenz (KI) scheint ungebrochen und die Erwartungen sind hoch. Laut einer Bitkom-Studie von 2023 sind 79 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass KI die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken wird. Aber was bedeutet das konkret für Unternehmen in Deutschland?
Auf nahezu jeder Veranstaltung, die ich im vergangenen Jahr besucht habe, wurde das Thema KI diskutiert. In diesem Blogartikel möchte ich meine Erkenntnisse aus genau diesen Veranstaltungen aus Diskussionen mit unseren Kunden und Partnern teilen. Dabei werde ich vor allem auf drei zentrale Fragen eingehen:
1) Kann ich es mir als Unternehmen leisten, mich nicht mit dem Thema KI zu beschäftigen?
2) Wie kann sich KI auf die Wertschöpfung meines Unternehmens direkt positiv auswirken?
3) Wie stelle ich mich als Unternehmen im Hinblick auf die Einführung von KI sinnvoll auf?
Bevor ich konkret auf die drei Fragen eingehe, möchte ich erläutern, wie die kursierenden Begriffe und deren Bedeutung eingeordnet werden. Künstliche Intelligenz (KI) ist im Grunde ein allgemeiner und übergeordneter Begriff, der die Funktionalität einer Maschine oder eines Computers beschreibt, der menschliche Fähigkeiten (Denken, Lernen, Planen, Kreieren) nachahmt. *1
Doch woher weiß ein KI-System, was es weiß? In diesem Zusammenhang wird über das „Anlernen“ und das „Trainieren“ eines KI-Modells gesprochen. Hierbei wird mittels einer großen Datenmenge und den verschiedensten Techniken (Supervised Learning, Unsupervised Learning, Reinforcement Learning) das KI-System auf eine oder mehrere Aufgaben trainiert. *2
Um die wirklichen Fähigkeiten einer Künstlichen Intelligenz einzuschätzen, ist es notwendig zu verstehen, wie „intelligent” diese wirklich ist. *3
Meine Gespräche mit Entscheidungsträgern aus der IT-Branche haben gezeigt, dass Fachkräftemangel und demografischer Wandel derzeit die drängendsten Themen sind und somit den Einsatz von KI entscheidend beeinflussen.
Eine McKinsey-Studie hat bereits 2017 für Deutschland prognostiziert, dass wir uns allein durch die zunehmend älter werdende Bevölkerung auf KI-basierende Automatisierung fokussieren müssen, um unsere Bruttoinlandsproduktziele zu erreichen. Diese Ziele gehen stark mit einer Produktivitätssteigerung bei weniger Fachkräften einher. KI-gestützte Automatisierung, vor allem bei den alltäglichen Aufgaben, wird somit einer der wichtigsten Mechanismen zur Steigerung der Produktivität sein. *7 Laut dem Statistischen Bundesamt erreichen in den nächsten 15 Jahren 12,9 Millionen der „Erwerbspersonen“ das gesetzliche Rentenalter. *8
Nein! Ein Unternehmen kann sich nicht leisten, auf KI-gestützte Systeme zu verzichten. Allein durch den anhaltenden Fachkräftemangel und demographischen Wandel ist Automatisierung entscheidend.
Ein besonders spannendes und anschauliches Beispiel ist die Automatisierung des Servicedesks. Durch den Einsatz von KI und intelligenten Automatisierungstools werden Serviceprozesse bereits heute effizienter gestaltet. Es werden Automatisierungsraten von bis zu 90% vorausgesagt. *7
Ein prominentes Beispiel dafür ist die Bundesagentur für Arbeit. Um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern, hat sie einen besonders dringenden Handlungsbedarf. Von den circa 115.000 Mitarbeitenden werden bis 2032 schätzungsweise 35 % in den Ruhestand gehen oder die Bundesagentur verlassen. Die Lösung liegt im Einsatz von KI und neuen Sprachmodellen. Sie sollen zukünftig Serviceanfragen weitestgehend übernehmen, in dem die Modelle „in ähnlicher Qualität wie ein Mensch Texte erzeugen und Fragen beantworten“ können. Um das zu realisieren, hat die Bundesagentur für Arbeit eine KI-Plattform entwickelt und einen Rahmenvertrag über 19 Millionen Euro über die nächsten vier Jahre mit dem Start-up Aleph Alpha geschlossen. Die Aufgabe ist jetzt, die „Prozesse weiter konsequent zu digitalisieren und mit KI zu automatisieren“, so Stefan Latuski (CIO der Bundesagentur für Arbeit). *9
Ein direkter Impact entsteht dort, wo (wiederkehrende) Tätigkeiten (vollständig) automatisiert werden können. Eine auf einen bestimmten Anwendungsfall trainierte KI kann besonders gezielt unterstützen und einen spürbaren Mehrwert liefern.
Wir benötigen gute Ideen, wie KI das Geschäft und den Alltag bereichern kann. Ganz ohne komplizierte Konzepte! Und das Positive ist, ich konnte in den letzten Wochen und Monaten sehen, dass es in vielen Branchen bereits großartige Ideen gibt.
Doch wie gelingt es Unternehmen nun das Potenzial von KI in Verbindung mit diesen Ideen nutzbar zu machen? Indem sie klein starten! Ein schlanker, klar abgegrenzter Anwendungsfall eignet sich besonders gut für den Einstieg. Wird dieser gezielt mithilfe von KI automatisiert, zeigt sich schnell, welches Potenzial die Technologie im praktischen Einsatz hat. Gemeinsam mit den eigenen Mitarbeitenden wird dabei praxisnah Know-how aufgebaut und erste Erfahrungen in der Nutzung von KI gesammelt. Die aktive Einbindung der Fachkräfte und ihr Feedback spielen dabei eine zentrale Rolle.
Auf diese Weise lassen sich schnell messbare Erfolge erzielen. Im nächsten Schritt lassen sich weitere Vorgänge identifizieren, die sich ebenfalls für eine Automatisierung durch KI eignen. Schritt-für-Schritt-Optimierungen wirken sich direkt auf die betriebliche Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit aus. Zudem können kleinere Einsatzbereiche effektiver begleitet werden.
Die erfolgreichen internen Anwendungsbeispiele bilden die Grundlage und den Startschuss, um auch einen Blick auf die wertschöpfungsnahen Prozesse zu richten und hier mit diesem Vorgehen fortzufahren. Im weiteren Verlauf entstehen automatisch Entwicklungsschritte hin zu komplexen Strukturen und Abläufen. Mit jeder erfolgreichen Umsetzung wächst das gesammelte Wissen, die Akzeptanz innerhalb des Unternehmens sowie die Bereitschaft, den Wandel aktiv mitzugestalten.
Unternehmen sollten niedrigschwellig beginnen. Der Einstieg wird erleichtert, wenn zunächst mit einfachen internen, manuellen Prozessen gestartet und diese dann mittels KI-Technologie automatisiert werden. Unternehmen können sich so nach und nach den vielschichtigen Prozessen annehmen.
Mein Tipp: Beginnen Sie klein und steigern Sie sich.
Auffällig ist, dass jeder eine Meinung zu KI-Technologien hat. Und das ist auch gut so. Denn nur so kommen wir in die notwendigen Diskussionen. Ich bedanke mich für den Input, den ich in den letzten Monaten auf den Konferenzen sammeln durfte und sehe positiv nach vorne.
Mein Fazit lautet daher: Hinterfragen, optimieren und digitalisieren Sie kontinuierlich Ihre Prozesse und nutzen Sie die Möglichkeiten der KI-Technologie – vor allem, um manuelle, repetitive Tätigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Beginnen Sie klein und steigern Sie sich. Es gibt genug zu automatisieren. Und wenn es sich dann noch um Lösungen handelt, die einen direkten Nutzen für die Mitarbeitenden bringen und zudem einfach zu bedienen sind, wird schnell eine hohe Akzeptanz und ein Mehrwert für Ihr Unternehmen sichtbar.
*1 Europäisches Parlament Artikel (20.06.2023) – Was ist Künstliche Intelligenz und wie wird sie genutzt?
*2 Weissenberg – Was man über Künstliche Intelligenz wissen sollte
*3 FAZ (28.11.2023) – Künstliche Intelligenz
*4 Management Circle Artikel (06.02.2023) – Artifical General Intelligence – Wie sieht die Zukunft mit AGI aus?
*5 International Monetary Fund Aritcel w. Anton Korinek – Scenario Planning for an A(G)I Future
*6 Sam Altman – The Intelligence Age
*7 McKinsey & Company – Smartening up with Artificial intelligence (AI). What’s in it for Germany and its Industrial Sector?
*8 Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung Nr. 330 vom 4. August 2022
*9 Handelsblatt – Arbeitsagentur will bis zu 19 Millionen Euro für KI zahlen